Rezensionen

in Formation IV – das Licht ist blind

… Bestehend aus Dia-Dokumentationen verschiedener Kunstmuseen ist es, als würde in dem hinterleuchteten Kreis-Korpus (Radius: 1,50 m!), die Kunstgeschichte in vielfachen Facetten aufscheinen. Erst bei genauerem Hinsehen löst sich das Bildgeheimnis auf. Zöge man eine Lupe zu Rate, könnten man zwar faktisch mehr sehen, andererseits aber verlöre die Installation ihre Magie….
mehr unter Link: in Formation IV 2019/Rytz

Die letzte Ausstellung des Jahres 2019 wird am Samstag, 23. November, um 17 Uhr in der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 eröffnet: in Formation IV – das Licht ist blind lautet der Titel einer phantastischen Rauminstallation der Lichtkünstlerin Gabriele Klages in der abgedunkelten Weißkaue, die in mehrfacher Hinsicht an die kinetischen Skulpturen eines Otto Piene erinnern.

„Aus jedem Ende erwächst ein neuer Anfang“, so die Künstlerin, „der Ursprung bleibt, Formen und Gestalten ändern sich.“ So ist es auch bei der rund zehnteiligen Licht-Klang-Rauminstallation auf Unser Fritz: Aus alten analogen Fotokameras hat sie eine Skulptur überflüssiger technischer Relikte geformt, in beweglichen Installationen verwendet sie ausrangierte Diarahmen und im während der Ausstellung geschlossenen Durchgang zur Schwarzkaue hat sie Hunderte Lichtbilder bedeutender Kunstwerke aus aller Welt wie die Fensterrose einer gotischen Kathedrale kreisförmig aneinandergereiht. Gabriele Klages arbeitet bevorzugt mit ausrangierten Materialen und scheinbar überflüssigen Relikten vergangener Zeiten. Ihre Installationen werden so zu Erinnerungsorten, an denen Vergangenheit und Gegenwart, Freude und Leid eng beieinander liegen. (Pit Herrmann, halloherne – lokal, aktuell, online)

„floating“ Kunstraum SG1 Duisburg

„… Kunst ist nichts anderes als Gestaltung mit beliebigem Material.“ (Kurt Schwitters)


… Das Material, das Gabriele Klages für ihre Werke benutzt, scheint ein wenig aus der Welt gefallen zu sein: Es sind Hunderte Diarahmen, Schallplatten und deren Hüllen, Filmrollen und kleine mechanische Drehbühnen – Dinge also, die dem gegenwärtigen Trend zur Digitalisierung entgegenstehen. Aus Dirarahmen errichtet sie beispielsweise eine Ruine, die übrigens genau an dem Tag fertig wurde, als Notre-Dame brannte. An einer Wand dreht sich eine Schallplatte, auf der Diarahmen der bei Rotation mal auf-, mal zuklappen, was zu einem eigentümlichen Klangrhythmus führt, der die zuhörenden Ausstellungsbesucher bannt. Da lernt man die analoge Welt wieder neu wertzuschätzen…. (Peter Kucken)

„in Formation III“ Maschinenhalle Scherlebeck Herten

In zwei Rundfenstern der Maschinenhalle Scherlebeck wurden „Art-Circle“ aus kreisförmig Diacollagen (Durchmesser je 1,45 Meter) so montiert, dass bei Sonnenschein, ihre ca. je Tausend Kunstwerke bekannter/unbekannter Künstler der Kunstgeschichte, bis auf den Holzboden leuchten und so, gerade in der (mystischen) Analogie zu der uns allen bekannten mittelalterlichen Dome/Kathedralen stehen.

„In Formation I“ Makroscope Mülheim/Ruhr

WAZ Mülheim, 2015
Wer es durch den urig-urbanen Durchgang zum Hinterhaus an der Friedrich-Ebert-Straße 48 geschafft hat, wird sich vermutlich die Augen reiben, wenn er die Räume des kleinen Technik-Museums über Kopieren & Co. „Makroscope“ betritt: Da leuchtet, flirrt und schillert dem Besucher eine Weltkarte der besonderen Art entgegen: Das Wandobjekt aus alten Schallplatten, Disketten, Silberlingen und Datenträgern aller Größen und Coleur hat Gabriele Klages zu einem großen Gesamtwerk komponiert. Oder eher „in Formation“ gebracht, wie der Titel der Ausstellung lautet.

Auf den angestrahlten Silberlingen bricht sich das Licht und spiegelt das Spektrum der Regenbogenfarben in den Raum. Ähnlich einer Disco-Kugel drehen sich von der Decke baumelnde Objekte, die das irisierende Spiel aus Farbe und Bewegung in Gang bringen. Längst überholte, aber auch noch aktuelle Hinterlassenschaften der Informations-Technologie hat die Künstlerin zu den Kontinenten der Datenwelt vereint – mit Hilfe von Kabelbindern. Die sind inzwischen ein Markenzeichen von Gabriele Klages geworden und finden zahlreich Anwendung.

Neben dieser eher auffallend und farbintensiven Installation befinden sich im Nebenraum monochrome Werke von fast meditativer Wirkung und gänzlich ästhetischer Ausstrahlung. Zumeist schwarze, weiße und graue Dia-Rahmen hat die Künstlerin benutzt, neu zusammengesetzt, und so prägnante Muster geschaffen, an denen sich das Auge förmlich festsaugt.

Aus dem Alten etwas vollkommen Neues und Anderes schaffen: Der Prozess dieser „Transformation“ verbindet die Objekte und Installationen von Gabriele Klages: Bestehende Informationsstrukturen werden aufgelöst und in einem schöpferischen Prozess neu formuliert. Wenn heute überall von Nachhaltigkeit die Rede ist, praktiziert sie dies schon lange in ihrer Kunst. Gabriele Klages verwendet „ausgediente und ausgemusterte Dinge, die nicht mehr gebraucht werden“. Das können Plastikflaschen und Verschlüsse aus dem Haushalt sein – alle möglichen Dinge aus dem Alltag verarbeitet sie zu ausnehmend spannenden und interessanten Arbeiten, deren Ursprung häufig erst auf den zweiten Blick erkennbar ist.

Von der Technik ließ sich die Absolventin der Essener Folkwang Universität der Künste in ihrem künstlerischen Werdegang leiten, der beim Siebdruck begann und sich über die Copy Art weiter entwickelte. Und diese Arbeiten am Kopierer auf Papier dürfen bei ihrer ersten Einzelausstellung natürlich auch nicht fehlen: alles eine Sache von „in Formation“.       

Margitta Ulbricht


Köln, 2013

Unter der Aufmerksamkeit von Gabriele Klages gewinnen selbst kleinste „entsorgte oder unnütze“ Dinge des Alltags eine künstlerische oder ästhetische Wertschätzung. Sie entdeckt in diesen Gegenständen, deren Funktion oft am Straßenrand endete, Formen und Fragmente, die für sie noch Energie und Aura enthalten.

In diesen Objekten, Serien, Installationen zeigt die Künstlerin: Aus jedem Ende erwächst ein neuer Anfang, Der Ursprung bleibt, Formen und Gestalten ändern sich



Kunstpreis Sickingen

Aus einer Serie, die Gabriele Klages als „Ei(er)Wagen“ oder „Autos“ bezeichnet, hat sie drei Arbeiten eingereicht, die auf witzig humorvolle, ironische Art und Weise gesellschaftsrelewante Themen aufgreifen. Der „Elchtest“ oder, in jüngster Zeit aktuell, die „Abwrackprämie“ geben Anlass zu ihren Formfindungen. Jedes der Gefährte besteht aus einer Eierschachtel mit kleinen montierten Rollen und ist auf Sockel mit Glassturz plaziert. Formen passen zusammen, die ursprünglich gar nicht für einander bestimmt waren, zum Beispiel fügen sich Waschbeckenstöpsel in die runden Einbuchtungen einer Verpackung. Oder es zeigen sich Farbkongruenzen, die jedoch ausschließlich auf die Materialkombination zurückzuführen sind und nicht als Ergebnis zusätzlicher Bearbeitung entstehen; etwa wenn die anthrazitfarbene, auf dem Flohmarkt entdeckte Spielzeugfigur eines Plastikelchs auf einem dunkelgrauen, mit Kabelbinder umwickelten Styropurdeckel thront, der mit grauen Stecknadelköpfen gespickt ist.

Annette Reich, Katalog Sickingen Kunstpreis des Landkreises Kaiserslautern für Plastik 2009